Burgruine Helfenberg, Abstatt

Quelle: Landersarchiv BW Kiesersche Forstkarte 1680

Die Burgruine Helfenberg, auch als „Oberes Schloss Helfenberg“ bekannt, ist eine mittelalterliche Höhenburg oberhalb des gleichnamigen Weilers bei Ilsfeld im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg. Sie wurde um 1250 zur Zeit der Staufer errichtet und liegt auf einem markanten Bergrücken in 335 m Höhe, umgeben von Weinbergen und einem kleinen Waldstück. Der Burgberg erstreckt sich von West nach Ost und bietet einen weiten Blick über das Umland. Südlich unterhalb der Ruine liegt der historische Weiler Helfenberg, der einst zur Burg gehörte.

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1259 mit dem badischen Dienstmann Albertus de Helfenberg. In den folgenden Jahrzehnten treten weitere Mitglieder der Familie von Helfenberg auf, darunter Hartmann genannt Bruche de Helfenberg (1293) und Albrecht von Helfenberg (1310). Bereits im frühen 14. Jahrhundert begann die Familie, Besitz abzutreten – unter anderem an das Kloster Schöntal und die Herren von Neipperg. Der letzte bekannte Vertreter war Hans von Helfenberg, der 1354 einen Zehntanteil in Lauffen am Neckar veräußerte.

Nach dem Aussterben der Familie ging das Erbe an die Herren von Sachsenheim und Sturmfeder, die vermutlich mit den Helfenbergern verwandt waren. Zwischen 1339 und 1400 waren Werner und Hans Sturmfeder Burgherren, bevor der Besitz teilweise an Heinrich von Hohenriet überging. Später vereinte Konrad von Hohenrieth die Burg und verkaufte sie 1456 mitsamt umfangreichen Gütern und Rechten an Württemberg. In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Burg mehrfach den Besitzer: Unter anderem gehörte sie den Familien von Talheim, Notthafft, Wittstatt und Horneck von Hornberg. Während dieser Zeit wurde die Anlage mehrfach umgebaut und erweitert, unter anderem durch Philipp von Wittstatt im Jahr 1579.

Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, jedoch unter dem württembergischen Rat Peter von Pflummern teilweise wiederhergestellt. Nach dessen Tod ging der Besitz über seine Tochter Elisabeth und deren Ehemann Claus Jacob Böcklin von Böcklinsau an die Familie Horneck von Hornberg. 1702 ist bereits vom teilweisen Abriss des Oberen Schlosses die Rede, an dessen Stelle ein Weinberg angelegt wurde. 1746 gelangte die Herrschaft Helfenberg durch Heirat in den Besitz der Familie von Gaisberg(, deren Wappen noch heute über dem Portal des erhaltenen Wohnturms zu sehen ist) die ihren Sitz im Unteren Schloss nahm. Die Burg war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ruine, deren Steine für Bauten im Ort verwendet wurden. 1817 wurde die Schlosskapelle abgebrochen, das Untere Schloss im Ort Helfenberg 1945 durch einen Bombenangriff zerstört. Heute befindet sich an seiner Stelle das Gemeindehaus.

Wappen der Familie von Gaisberg (Quelle: Wikipedia)

Die Ruine der Burg Helfenberg ist bis heute im Besitz der Familie von Gaisberg. Sie wurde mit Unterstützung des Denkmalamts, des Landkreises Heilbronn und der damaligen Gemeinde Auenstein gesichert und ist heute öffentlich zugänglich.

Quelle: Wikipedia, Gemeinde Ilsfeld

Heute vor Ort:

Wie auf der Forstkarte von Andreas Kieser aus dem Jahr 1680 deutlich zu erkennen ist, befand sich die Burg damals noch in guter Verfassung.Heute sind von der einstigen Burganlage lediglich vier Mauern und eine steinerne Treppe erhalten. Und doch zählt sie meiner Meinung nach zu den am besten erhaltenen Burgruinen unserer Region. Gerade weil sie in diesem Zustand einzigartig ist, verdient sie besondere Aufmerksamkeit. Ihr baulicher Rest vermittelt noch immer ein eindrucksvolles Bild mittelalterlicher Architektur und lässt erahnen, wie groß die Anlage einst gewesen sein muss.

Gerade deshalb habe ich mich entschieden, sie auf dieser Seite aufzunehmen, auch wenn sie etwas außerhalb des Murrtals liegt. Ihr Zustand erlaubt Rückschlüsse auf die bauliche Gestalt anderer, komplett verschwundener Burgen wie Schöntal, Utschberg oder Steinheim. Sie kann uns helfen, besser zu verstehen, wie diese Anlagen einst ausgesehen haben könnten.

Ein weiterer Grund für ihre Einbindung ist die historische Verbindung der Burgbesitzer zu den Sturmfeders aus Oppenweiler – eine genealogische Verknüpfung, die den Bezug zu unserer Region zusätzlich unterstreicht.

Schon aus der Ferne sieht man die Ruine auf dem Berg thronen. Auch wenn sie die Pracht vergangener Jahrhunderte nicht mehr ausstrahlt, beeindruckt sie dennoch durch ihre Lage und Präsenz. Wer direkt vor ihr steht, erkennt erst ihre wahre Größe. Und wenn man bedenkt, dass der erhaltene Bau lediglich der Wohnturm ist und weitere Teile der Anlage fehlen, wird deutlich, wie weitläufig und bedeutend die Burg einst gewesen sein muss. Auch die Höhe des Turms ist bemerkenswert und verleiht dem Ort eine gewisse Erhabenheit.

Leider ist auch sichtbar, dass die Ruine in jüngerer Zeit unter Vandalismus gelitten hat. Graffiti, Müll und improvisierte Feuerstellen zeugen von respektlosem Umgang mit diesem historischen Ort. Und doch – trotz aller Spuren der Verwahrlosung – strahlt die Burgruine noch immer etwas Besonderes aus.


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3 Kommentare zu „Burgruine Helfenberg, Abstatt

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