Abgegange Weiler, Höfe und Siedlungen aus der Mittelalterzeit. Im Murrtal gibt es verschiedenste Wüstungen, dazu zählen Orte, Höfe, Kloster, Mühlen, Burgen und Galgen.

Im Mittelalter war das Murrtal ein Grenz- und Durchgangsraum mit strategischer, wirtschaftlicher und kirchlicher Bedeutung – geprägt von fränkischer Expansion, Adelsmacht und klösterlicher Einflussnahme.
Das Murrtal, mit den zentralen Orten Backnang, Murrhardt und Marbach, gehörte im Früh- und Hochmittelalter zum sogenannten Murrgau – einem Verwaltungsbezirk des Ostfränkischen Reichs, später Teil des Heiligen Römischen Reichs. Benannt nach dem Fluss Murr, war der Gau bis zum Jahr 746 Grenzgebiet zur südlich gelegenen Alemannia. Diese Lage machte ihn zu einem politisch sensiblen Raum, in dem fränkische und alemannische Einflüsse aufeinandertrafen.
🏰 Adel und Herrschaftszentren Im 11. und 12. Jahrhundert etablierten sich mächtige Adelsgeschlechter im Murrtal, darunter die Hessonen, die in Backnang und später in Wolfsölden residierten. Ihre Burg in Wolfsölden war ein hochadliges Zentrum mit repräsentativer Architektur und überregionalen Verbindungen. Auch die Grafen von Calw und später die Markgrafen von Baden und die Grafen von Löwenstein prägten die Herrschaftsverhältnisse. Backnangentwickelte sich unter den Hessonen zu einem bedeutenden Ort mit Markt- und Gerichtsfunktion.
⛪ Kirchliche Zentren und Klöster Murrhardt war bereits im 8. Jahrhundert Standort eines Klosters, das unter Abt Walter von Lorsch im 9. Jahrhundert neu gegründet wurde. Es war ein geistliches Zentrum mit weitreichendem Besitz und Einfluss. Auch Marbach spielte eine Rolle als kirchlich geprägter Ort, dessen Name sich vermutlich vom fränkischen „Markbach“ ableitet – ein Hinweis auf seine Grenzlage und strategische Bedeutung.
🌲 Siedlungsentwicklung und Rodung Die Berghöhen und Wälder des Murrtals waren zu Beginn der fränkischen Herrschaft dicht bewaldet. Erst im Zuge des sogenannten fränkischen Landausbaus wurden sie systematisch gerodet und besiedelt. Dabei entstanden neue Dörfer, Höfe und Wege, oft entlang alter römischer oder vorzeitlicher Trassen. Die Rodung und Besiedlung erfolgte vor allem im südlichen und östlichen Murrgau, während die nördlichen Waldgebiete lange unerschlossen blieben.
🛤️ Straßen und Fernwege Das Murrtal war von mehreren Fernwegen durchzogen, die Handels- und Machtzentren verbanden. Diese Wege folgten oft den Spuren römischer Straßen und verbanden das Neckartal mit dem Remstal und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. Die strategische Lage machte das Tal zu einem wichtigen Durchgangsraum für Händler, Pilger und Herrscher.
📜 Rechts- und Verwaltungsstruktur Die Orte im Murrgau waren durch sogenannte Etter oder Weichbilder abgegrenzt – flexible Grenzen, die den Einflussbereich eines Ortes markierten. Die zentrale Gerichtsstätte lag vermutlich zunächst im ehemaligen Römerkastell in Benningen oder im alemannischen Hauptort Murr, später wohl in Großingersheim. Die Grafschaftsstruktur war komplex und wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte, wobei lokale Adelsfamilien und geistliche Institutionen um Einfluss konkurrierten.
Das Mittelalter im Murrtal war somit eine Zeit des Wandels, der Machtverschiebungen und der kulturellen Durchdringung – ein faszinierender Mikrokosmos zwischen Wald, Wasser und Herrschaft. Wenn du möchtest, kann ich dir eine Zeitleiste, Karten oder thematische Vertiefungen zu einzelnen Orten erstellen.
Burgen:
Bisher konnte ich in meinen Recherchen vier abgegangene Burgen nördlich der Murr ausfindig machen. Diese erstrecken sich von Westen nach Osten und umfassen die Burg Unterschöntal, die Burg Steinhausen, die Burg Roßstall, die Burg Reichenberg—die einzige noch erhaltene Burg in dieser Reihe—sowie die Burg Utschberg und die Hunnenburg.
Ob diese Burgen einst gemeinsam als Teil einer Signallinie dienten oder ob sie überhaupt zeitgleich existierten, bleibt ungewiss. Ebenso sind weder die Erbauer noch die genauen Gründe ihres Verfalls historisch dokumentiert.
Von den Ruinen ist die Burg Unterschöntal am besten erhalten—dort sind noch sichtbare Mauerreste zu erkennen. Die Burg Steinhausen weist deutliche Spuren im Gelände auf, die ihre frühere Existenz bezeugen. Im Gegensatz dazu sind von der Burgen Roßstall und Hunnenburg nur sehr geringe Überreste erhalten geblieben. Die Burg Utschberg hingegen lässt sich noch erahnen, ihre Spuren sind jedoch zunehmend verblasst.
Höfe:
Bisher konnte ich die Standorte folgender mittelalterlicher Höfe ermitteln: Hetzelhof, Greisen, Streitweiler, Matzenhart, Charlottenhof, Fautschweiler und Sigebotsbuch. Diese abgegangenen Siedlungen sind heute nicht mehr erhalten, doch sie hinterließen verschiedene Spuren in der Landschaft. Überreste wie Steinfunde und Geländeformationen geben Hinweise auf ihre frühere Existenz.
Besonders auffällig ist, dass diese Höfe in der Nähe eines Gewässers lagen, insbesondere entlang der Murr. Ihre Lage war strategisch, da Gewässer eine essenzielle Rolle für die historische Landwirtschaft und die Versorgung spielten. Viele dieser Orte könnten einst wichtige Knotenpunkte für Handelswege oder regionale Versorgungssysteme gewesen sein.
Meine Spurensuche führt mich weiter entlang der Murr und durch die Städte der Region Stuttgart, Ludwigsburg, Backnang und Murrhardt noch mehr Wüstungen, alte Burgen und Ruinen sowie historische Orte aufzuspüren. Besonders spannend sind die möglichen Verbindungen dieser Orte zu mittelalterlichen Handelsrouten oder Verteidigungsanlagen. Diese Liste wird kontinuierlich ergänzt, während ich neue Relikte aus der Vergangenheit entdecke und ihren historischen Kontext untersuche.
Die Region Baden-Württemberg birgt viele Geheimnisse und unentdeckte Spuren vergangener Zeiten. Meine Recherche trägt dazu bei, das Wissen über verschwundene Dörfer und deren Bedeutung für das Murrtal zu erweitern. Wer sich für Archäologie und Spurensuche interessiert, findet hier eine Fülle von spannenden historischen Entdeckungen!
Es bleibt faszinierend, welche weiteren Spuren sich in der Landschaft verbergen und welche Geschichte sie erzählen könnten.















