Burgen von Steinheim, Steinheim an der Murr

Burgmauer Burg Steinheim

Die Burg Steinheim, auch bekannt als Neue BurgSchlössle beim Lehrhof oder Schloss Blankenstein, war eine abgegangene Höhenburg in Steinheim an der Murr im Landkreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg. Sie wurde um 1269 errichtet und diente als zweite Burg der Herren von Steinheim, nachdem ihre ursprüngliche Stammburg zerstört worden war.

Diese zwei Burgen führen auch in vielen Quellen zu Verwirrung da man oft Dinge findet die auf beide Bauwerke zutreffen können. In der Oberamtsbeschreibung Marbach steht z.b. über die Burg:

Auf dem sog. „Schlößlesberg“ unfern des Lehrhofs stand die ursprüngliche Burg des Herrn von Steinheim, welche ohne Zweifel bald verlassen, und hiefür eine neue Burg auf dem 1/4 Stunde südöstlich vom Ort gelegenen Burgberg erbaut wurde (Urkunden vom Jahr 1260 sprechen von einer neuen Burg). Beide Burgen sind mit Ausnahme der Burggräben und einiger Fundamente beinahe spurlos verschwunden.

Archäologische Ausgrabungen in den 1970 widerlegte dies.

Lage der älteren und neueren Burg

Lage

Die Burg befand sich auf dem Schlösslesberg, einem früher als „Schlossbuckel“ bekannten Höhenzug über dem tief eingeschnittenen Otterbachtal, einem Seitental der Murr. Sie lag im ehemaligen Gewann Löhern, nahe dem Lehrhof und dem einst existierenden Weiler Sigebotsbůch. Ihre Errichtung erfolgte vermutlich kurz vor der endgültigen Zerstörung der ersten Burg der Herren von Steinheim.

An der Stelle der neuen Burg ist dieser Wirbel auf der Lidarkarte zu sehen.

In der Nähe verläuft die römische Strasse Benningen Murrhardt

Geschichte

Da archäologische Funde bislang fehlen, beruht die Rekonstruktion der Burggeschichte ausschließlich auf schriftlichen Quellen. In einer Vertragsurkunde von 1269 wird erstmals erwähnt, dass die Stammburg der Herren von Steinheim bereits zerstört sei („in monte castri destructi“). In derselben Urkunde wird auch die neue Burg des edelfreien Berthold von Blankenstein und seiner Frau Elisabeth (geb. von Steinheim) erwähnt, die gemeinsam mit dem Lehrhof entstanden sein soll.

Es gibt unterschiedliche Vermutungen zum Bauzeitpunkt. Einige Historiker gehen davon aus, dass die „Neue Burg“ erst nach der Zerstörung der alten Burg errichtet wurde, während andere annehmen, dass Berthold von Blankenstein sie bereits mindestens zehn Jahre vor 1269 erbauen ließ. Die Burg wurde vermutlich nach dem Tod von Berthold oder Elisabeth um 1280 aufgegeben.

Sagen und Überlieferungen

Die Burg erscheint noch einige Male in Volkssagen und Dokumenten, unter anderem in einer Urkunde von 1275. Es gibt Berichte über eine „einsame Burgfrau“, die allein in der Burg lebte und später in ein Kloster ging, um für die Sünden ihrer Ahnen zu büßen. Zudem existiert eine Sage über einen verborgenen Schatz im Lehrhöfer Schlößchen, der von einem furchterregenden Hund bewacht worden sein soll.

Verfall und Verschwinden

In der Chorographia des Geographen Georg Gadner von 1593 ist die Burgruine noch sichtbar, mit rundem BergfriedTorhaus und einem bereits verfallenen Palas.

Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=6643&id=3788962&screenbreite=1280&screenhoehe=721

Zwischen 1593 und 1686 sind die Überreste jedoch größtenteils verschwunden. In einer Oberamtsbeschreibung von 1866 werden noch Fundamente und Burggräben erwähnt.

Eine fehlerhafte historische Einschätzung in den 1820er Jahren ging lange davon aus, dass die Burg beim Lehrhof die ursprüngliche Stammburg sei. Erst durch archäologische Untersuchungen in den 1970er Jahren konnte diese Annahme widerlegt werden.

Quelle: Wikipedia

Heute am Standort der ersten Burg:

Heutzutage dienen Teile der Burg als Aussichtsplattform und bieten einen beeindruckenden Blick über das Murrtal. Am Hang wurde eine neue Steinmauer errichtet, um diesen zu stabilisieren.

Oben auf dem Berg sind die Spuren der alten Burg noch deutlich zu erkennen. Die Überreste bestehen aus einem großen, überwucherten Schutthaufen, der hauptsächlich aus kleineren Steinen besteht. Zudem hat die Burg markante Spuren in der Landschaft hinterlassen, die ihre einstige Existenz bezeugen.

Heute am Standort der zweiten Burg:

Von der zweiten Burg sind heute weniger Spuren erhalten als von der ersten. Wer sich durch das dichte, dornige Gebüsch am Hang kämpft, entdeckt am Rand des Berges zahlreiche Steine – manche wirken wie Reste einer Mauer, andere hingegen erscheinen eher wie lose aufgeschüttet. Möglicherweise handelt es sich um Lesesteine, die von den angrenzenden Feldern zusammengetragen und hier „entsorgt“ wurden.

Der Berg selbst gliedert sich in zwei markante Stufen, wobei die untere beinahe senkrecht ins Tal abfällt. Der obere Bereich ist heute von einer eingezäunten Weide bedeckt, sodass ich dort leider keine weiteren Funde machen konnte. Dennoch liegt die Vermutung nahe, dass die Burg etwas weiter zurückversetzt auf dem Plateau gestanden haben könnte.

Erstaunlich ist, dass von dieser „neueren“ Burg weniger erhalten geblieben ist als von der älteren Anlage. Ob dies auf eine andere Bauweise oder eine intensivere Nachnutzung der Baumaterialien zurückzuführen ist, bleibt bislang ungeklärt.

Update vom Dezember 2025:

Ein erneuter Besuch im Winter 2025 offenbart ein völlig verändertes Bild der Landschaft. Die Vegetation hat sich stark zurückgezogen, wodurch der Berg seine Strukturen nun deutlich preisgibt. Es wird sichtbar, dass dieser Ort einst belebt war.

Ein markanter Steilhang mit auffallend geraden Abbruchkanten tritt hervor und vermittelt den Eindruck, von Menschenhand bearbeitet worden zu sein. Vielleicht wurden hier einst Baumaterialien für den Bau der Burg gewonnen – oder die künstliche Gestaltung sollte den Zugang zur Burg erschweren.

Im Hang öffnen sich verschiedene Ebenen, auf denen sich alte Wege erkennen lassen. Besonders im südlichen Bereich hat sich ein Wasserlauf tief in die Landschaft eingeschnitten. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Relikt des ehemaligen Halsgrabens, der die Burg einst schützte.

Immer deutlicher zeigt sich zudem, dass der Hang irgendwann abgerutscht sein könnte. Hinweise darauf liefern Betonverankerungen und alte Schilderhalterungen, die sich auf halber Höhe finden. Leider gilt dasselbe für Spuren menschlicher Nachlässigkeit: Überreste illegaler Müllentsorgung – von alten Autoachsen über verrostete Benzinkanister bis hin zu Glasflaschen aus den letzten 80 Jahren – sind hier verstreut. Der Hang scheint über Jahrzehnte hinweg als beliebte Ablagestelle für Müll missbraucht worden zu sein.

Zusammenfassung:

NameBurg Steinheim (am Lehrhof)
OrtSteinheim an der Murr, Landkreis Ludwigsburg
Meereshöheca. 250m
BaudatumUm 1269 erbaut
ErbauerVermutlich Berthold von Blankenstein und seine Frau Elisabeth von Steinheim
BurgentypHöhenburg
VerfallVermutlich nach dem Tod von Berthold oder Elisabeth um 1280, endgültiger Verfall zwischen 1593 und 1686
ErhaltungszustandBurgstall (nur noch Geländespuren sichtbar)

Besonderheiten:

  • Die Burg wurde auf einem Hügel errichtet, nicht auf dem höchsten Punkt der Umgebung
  • Sichtbar in der Chorographia von Georg Gadner (1593) mit rundem BergfriedTorhaus und einem bereits ruinösen Palas
  • Volkssagen berichten von einer einsamen Burgfrau, die später ins Kloster ging, und einem angeblichen versteckten Schatz, der von einem Hund bewacht wurde
  • In historischen Karten bis ins 17. Jahrhundert als Ruine nachweisbar, später nahezu vollständig verschwunden
  • Spuren von Burggräben und Fundamenten wurden 1866 dokumentiert

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5 Kommentare zu „Burgen von Steinheim, Steinheim an der Murr

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