Murrhardt, 20.10.1944, Flugzeugabsturz

Am 16. März 1945 stürzte ein englischer Lancaster-Bomber (Typ: Avro Lancaster III, Seriennummer: PB642, Markierung: P4-W) nach einem Luftkampf in der Nähe von Oppenweiler ab, verursacht durch Angriffe eines deutschen Nachtjägers, der vom Funkmess-Gerät der Luftwaffe herangeführt wurde. Der Bomber erlitt beim ersten Angriff Treffer und begann zu brennen, wobei die Crew das Feuer zunächst löschen konnte. Beim zweiten Angriff explodierte das Flugzeug schließlich in der Luft, stürzte ab und richtete schwere Schäden in der Umgebung an. Dachplatten wurden heruntergerissen, Fenster zersplitterten, und ein Loch wurde durch den Luftdruck in ein Dach gedrückt. Der Wald brannte auf einer Fläche von ca. 1 Hektar und musste gelöscht werden.

Drei Besatzungsmitglieder wurden tot aufgefunden und zunächst in Oppenweiler beigesetzt. Ihre Identitäten wurden später durch britische Ermittlungen bestätigt: William S. Keenleyside (aus Low Fell, Gateshead), S. Finch (aus Ashford, Middlesex) und S. D. Jager. Weitere Körperteile der Crew wurden im Wald verstreut gefunden und schließlich auf dem Friedhof in Rietenau begraben. Berichte sprechen davon, dass die Explosion die Leichen stark zerfetzte; einige mussten sogar in Eimern transportiert werden.

Ein Flugzeugteil, das beim Absturz gefunden wurde, entlud zufällig eine Bordwaffe, was die Menge der anwesenden Schaulustigen, darunter Schulkinder, erschreckte, jedoch ohne Verletzte. Es gab später falsche Anschuldigungen über die Tötung verletzter Flieger durch den Oppenweiler Gendarmeriemeister Röhrle, die sich als unwahr herausstellten. Röhrle wurde trotzdem nach Dachau gebracht und verstarb bald nach seiner Entlassung.

Das Ereignis wurde auch durch den Kontext des Zweiten Weltkriegs geprägt, da das Flugzeug angeblich auf dem Weg zu einem Angriff auf Nürnberg war. Die deutsche Funkmess-Station bei Rietenau spielte eine zentrale Rolle bei der Erfassung des Bombers und der Heranführung des Nachtjägers.

Quelle: Backnanger Jahrbuch 2002 Band 10


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