Am 2. September 1944 stürzte ein Nachtjäger vom Typ Me 110, der zur 2. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 6 gehörte, in Backnang-Unterschöntal ab. Die Maschine war auf einem Wetterflug von Großsachsenheim gestartet und näherte sich gegen 20 Uhr mit ungleichmäßigem Motorengeräusch und in geringer Höhe. Kurz darauf stürzte sie steil nach unten und explodierte. Die Explosion entzündete Brände im Umkreis von 150 Metern, und herumgeschleuderte Munition detonierte ebenfalls. Die Aufschlagstelle wurde abgesperrt, und ausländische Arbeiter aus Schwäbisch Hall räumten die Trümmerteile auf.
Die Besatzung bestand aus drei Männern. Der 27-jährige Oberfeldwebel Josef Frenken blieb im Flugzeug und wurde beim Absturz völlig zerfetzt; seine Leichenteile hingen in den Bäumen rund um die Absturzstelle. Ein Finger mit Ring wurde von einem 15-jährigen Jungen namens Ewald Tränkle gefunden und einem Wachposten übergeben. Helmut Lehmann, der 22-jährige Bordfunker, konnte die Maschine noch verlassen, aber sein Fallschirm öffnete sich nicht, und er zerschmetterte auf einem Kartoffelacker. Ein dritter Besatzungsmitglied, ein Major und Stabsoffizier, überlebte den Absturz, landete mit seinem Fallschirm nahe dem Katharinenhof und verletzte sich am Bein. Er wurde entweder von einem Fahrzeug des Fliegerhorstes Schwäbisch Hall abgeholt oder am nächsten Tag am Backnanger Bahnhof gesehen.
Die Gräber von Frenken und Lehmann befinden sich bis heute auf dem Backnanger Stadtfriedhof. 1993 wurden Überreste der Me 110 von einem Team unter Beteiligung von Thomas Navrath geborgen.
Quelle: Backnanger Jahrbuch 2002 Band 10
Bergung:
Die Bergung des Wracks der Me 110 in Unterschöntal begann am 11. September 1993 mit Genehmigung des Grundstücksbesitzers. Die Aufschlagstelle war zuvor durch eine Förstersonde, ein Metallsuchgerät, exakt lokalisiert worden. Bereits in einer Tiefe von 1,5 Metern wurden deformierte Blechteile freigelegt, die trotz der relativ weichen Bodenbeschaffenheit beim Absturz stark beschädigt waren. Die beiden Motoren, die als schwerste Teile des Flugzeugs gelten, lagen etwa vier Meter tief und waren von einer Felsschicht gestoppt worden. Während ihre Substanz erstaunlich gut erhalten war, hatte die Felsschicht die Motorblöcke erheblich verschoben.
Weitere Flugzeugteile wurden geborgen, kommentiert und auf Abbildungen dokumentiert, jedoch wurden keine persönlichen Gegenstände oder Ausrüstungsteile der Luftwaffe gefunden. Dies liegt vermutlich daran, dass bereits nach dem Absturz gründlich gearbeitet wurde oder die Explosion diese Gegenstände zerstört hatte.
Der Absturz der Me 110 ist einer von zahlreichen Fällen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Backnanger Umgebung dokumentiert wurden. Eine Gruppe von Flugzeughistorikern beschäftigt sich mit der Erkundung solcher Ereignisse, um ungeklärte Schicksale von Besatzungsmitgliedern und Maschinen aufzuklären. Dabei sind sie auf die Unterstützung durch Zeitzeugen und Ortskundige angewiesen, die Bilder, schriftliche Materialien und mündliche Informationen beitragen können. Aufgrund des Zeitabstands wird die Zahl der Augenzeugen jedoch immer kleiner, weshalb schnelle Beiträge von großem Wert sind.
Quelle: Backnanger Jahrbuch 1997 Band 5

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