Quelle: Backnanger Jahrbuch 1991/92 Band 1
Die vermutliche römerzeitliche Villa Rustica im mittleren Murrgau, auf den Fluren „Heidenfeld“ und „Winterhalde“, konnte trotz Nachforschungen nicht genau lokalisiert werden. In den weitläufigen Äckern der genannten Fluren wurden keine Spuren wie Bau- oder Gefäßreste gefunden.
Die älteste und genaueste Nachricht stammt aus der Oberamtsbeschreibung Backnang:
- Westlich von Steinbach: Am Abhang zur Murr wurden Grundmauern eines römischen Gebäudes entdeckt. Es wurden römische Ziegel und Bruchstücke von römischen Gefäßen, darunter verzierte Terra Sigillata (Siegelerde), gefunden.
- Paret (1860er Jahre): In den Fluren „Heidenfeld“ und „Winterhalde“, 1,5 Kilometer westsüdwestlich, wurden Grundmauern eines römischen Gebäudes entdeckt. Er erwähnt zwei Fluren, wodurch das Gebäude beide Seiten des Kammes umfasst haben könnte, der die Winterhalde von Heidenfeld trennt.
Weitere Details
- Flurnamen: Die Fundstelle wird oft „auf dem oder im Heidenfeld“ genannt, aber „am Abhang zur Murr“ deutet auf die Flur „Winterhalde“ hin.
- Rodung (ca. 1878): Der Wald auf der Winterhalde wurde gerodet, wodurch nur unbedeutende Grundmauern freigelegt wurden.
- Karte von 1912: Markiert „Röm. Gefäße“ beim alten Steinbruch, ca. 500 Meter westsüdwestlich gelegen.
- Ältere Bauernberichte: Verbinden den Gutshof mit einer angeblichen Sachsensiedlung aus der Zeit Karls des Großen. Die Ortsbezeichnungen „in der Scheuer“, „Scheuerwiesen“ und „in der Welschscheuer“ deuten auf ein stiftisches Fischwasser hin, das möglicherweise auf die römische Villa verweist.
Grenzbezeichnungen
- Flurnamen „Eckfeld“, „Schneckenbühl“ und „im Rain“: Könnten die Grenze des Gutshofgebietes markieren. „Eck-“ und „Schnecken-“ stammen möglicherweise aus keltisch-romanischen Grenzbezeichnungen.
- Flur „Eicheleswiesen“: Etwa 1,7 Kilometer südlich, könnte ebenfalls die südliche Grenze des Gutshofes markiert haben.
Mögliche Verbindungen
- Römisches Gräberfeld (1887): Etwas über 900 Meter westsüdwestlich gelegen, könnte zu dieser Siedlung gehört haben.
- Münzfunde (1953): In der Weissach gefundene Münze könnte mit der Siedlung oder Grabstätte in Verbindung stehen.
Vor Ort heute:
Heute sind keine oberirdischen Spuren der Villa mehr zu finden. Weder auf den Äckern noch auf den Baumwiesen gibt es eindeutige Hinweise, die auf eine römische Herkunft schließen lassen. Auf den Äckern liegt zwar viel Keramik, diese ist jedoch deutlich jünger zu datieren.
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