Villa Rustica, Maubach

Quelle: Backnanger Jahrbuch 1993/94 Band 2

Die Lage des Gehöftes im gemeindeeigenen „Birkenwald“ an der Ostgrenze der Markung Erbstetten war schon vor 1866 bekannt. Einer Volkssage zufolge soll hier einst eine Stadt gestanden haben. Paulus d. Ä. vermutete an dieser Stelle eine römische Niederlassung.

Der Haupttrümmerhaufen befindet sich am westlichen Ufer des Maubaches, am Ostfuß des flachen Nordost-Talhangs. Er hat eine maximale Höhe von über einem Meter und einen Durchmesser von 25 Metern. Auf dem Schutthügel ist eine spezielle Geißfußflora (Aegopodium podagraria) zu finden. Zudem gibt es kraterförmige Mulden, die von einem kraterartigen Rand umgeben sind.

Ausgrabung:

Bei der Katalogisierung der römischen Gutshöfe wurde festgestellt, dass die Villa von Erbstetten die einzige ist, die noch im Wald liegt und bisher nicht untersucht wurde. Vermutungen zufolge könnten sich Siedlungsreste im Waldboden gut erhalten haben, da das Gebiet seit der alamannischen Landnahme wahrscheinlich nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurde.

Am 7. Mai 1968 wurden an der höchsten Stelle des Schutthügels mehrere bemooste Steine entdeckt. Ein Mauerstück wurde freigelegt, was zu weiteren Grabungen führte. Diese bestätigten die Existenz eines gut erhaltenen römischen Gutshofs, der einzige im Bereich der Backnanger Bucht. Die Grabungen wurden im Einvernehmen mit dem Staatlichen Amt für Denkmalpflege durchgeführt und von verschiedenen Experten begleitet.

Die bisherigen Grabungen legten einen Raum (A), eine nördlich daran anschließende Hoffläche und eine lange Mauer (C) frei. Es wurden zahlreiche Fundgegenstände entdeckt, darunter Keramikbruchstücke und Mauersteine. Die Befunde deuten darauf hin, dass das Gehöft abgebrannt ist. Die Anlage wurde möglicherweise als Steinbruch genutzt.

Der Raum A scheint ein Vorratsraum gewesen zu sein, da zahlreiche größere Vorratsgefäße gefunden wurden. Die Maße des Raumes und die verwendeten Materialien wurden dokumentiert. Die Grabungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, aber die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass es sich um einen wohl erhaltenen römischen Gutshof handelt.

Der Fußboden der römischen Villa in „Birkenwald“ besteht aus einem festgestampften Lehmboden, der auf der Basis über den Fundamentschwellen liegt. Der Boden ist wellig und mit kleinen Steinsplittern durchsetzt. Unter dem Waldbodenniveau befindet sich eine Brandschicht mit eingelagerten Holzkohlestücken. Längs der Südwand des Raumes A wurden Mulden gefunden, wahrscheinlich Abstellmulden für Amphoren.

Für das römische Ziegeldach wurden Flach- oder Leistenziegel und Hohlziegel verwendet. An den Kanten eines Walmdaches oder auf dem First eines Satteldaches könnten Hohlziegel verwendet worden sein, während die restlichen Dachflächen mit vergänglichen Stoffen wie Holzschindeln oder Stroh gedeckt waren. In die Brandschicht sind häufig Holzkohlestücke eingelagert, die Holzmaserungen aufweisen.

Die Funde umfassen zahlreiche Keramikstücke, darunter Terra Sigillata und Gebrauchskeramik, sowie verschiedene Metallgegenstände wie Werkzeuge, Schlüssel und eine Axt. Auch Bronzefunde und Tierknochenfragmente wurden entdeckt. Hohlziegel und Wandverputzstücke wurden ebenfalls gefunden. Einige Vorratsreste wie Hirsekörner, Weizen und Erbsen wurden ebenfalls geborgen.

Die Fundstelle zeigt Anzeichen eines abgebrannten Gutshofes, und die Brandschicht weist auf die Zerstörung durch Feuer hin. Die Grabungsarbeiten haben bereits zahlreiche Funde zutage gebracht und deuten auf eine gut erhaltene römische Villa hin.

Vor Ort heute:

Heute befindet sich direkt an der Kreisstraße K1906, die von Maubach in Richtung Erbstetten führt, ein Parkplatz. Von diesem führt ein Weg in den Wald. Keine 20 Meter diesen Weg entlang ist rechts die Stelle, an der das Gebäude stand. Die Grabungsstätte wurde wieder verschüttet. Auf ihr wuchern Dornengewächse verschiedener Art. Trotzdem sind die Mauerverläufe noch zu sehen.


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