
Quelle: Backnanger Jahrbuch 1991/92
Die römische Villa in der Flur „Kern“ auf der Markung Burgstall lag am Südosthang eines Sporns im Mündungswinkel zweier Wasserläufe, der Murr und des Wüstenbachs. Die Villa bot eine herrschaftliche Aussicht über das Murrtal und erstreckte sich über eine Fläche von etwa 63 Ar (zwei württembergische Morgen).
Die Baureste wurden vor 1859 gefunden und seit etwa 1839 ausgegraben. Grundmauern mehrerer Gebäude, Ziegel und Gefäße waren damals noch zu finden. Die Lage der Villa ermöglichte den direkten Zugang zur Weide für das Vieh.
Heute sind vom Gutshof drei verschiedene Fundplätze festzustellen. In einer älteren Flurkarte ist ein Quadrat skizziert, das die Lage der Villa andeutet. 1917/18 wurden am Hang römische Mauern entdeckt. Ein Teil des Fundplatzes liegt heute in Wiese und Ackerland, wo 1968 römerzeitliche Siedlungsreste gefunden wurden.
Am Nordost-Rand von Parzelle 1840/5 finden sich mehrere teils grasüberwucherte Mauersteinriegel. Auf dem Acker wurden römische Rand- und Bauchscherben von Kochtöpfen und Krügen sowie Bruchstücke von Leistenziegeln und Sigillatascherben entdeckt.
In Parzelle 1847/1 senkt sich der Wiesenboden immer wieder auf einer viereckigen Fläche ab, was auf alte Bauwerke hinweisen könnte. In trockenen Sommern sind Grundmauern in der Wiese sichtbar, da das Gras dort schlechter wächst.
Auf der oberen Terrassenstufe wurde ebenfalls ein Quadrat in der Flurkarte eingetragen, was auf römische Bauwerke hinweisen könnte. Hier wurden bei Grabungen 1968 Keramikbruchstücke gefunden.
Die Fundstelle im Bereich „Kern“ zeigt Anzeichen römischer Besiedlung, wobei die genaue Lage und Ausdehnung der Gebäude noch nicht vollständig geklärt sind. Flurnamen wie „Kern“ und „Burgstall“ könnten auf alte Bauwerke hinweisen, möglicherweise sogar auf eine mittelalterliche Anlage.
Vor Ort heute:
Auch heute sieht man auf der Wiese Spuren von Mauerwerk. Am östlichen hand nahe des Wüstenbachs findet sich eine ca. 6-10m lange Mauer die man auch heute noch sieht. An einigen Stellen ist diese auch zweireihig. Auch der oben erwähnte eingesunkene Boden ist sichtbar. Im Wald hinter der Wiese liegen lose Steine auf dem Boden. Von unten ist eine ausgeprägte Terassenstruktur des Bodens zu sehen. Sie besteht aus mindestens 3 Teilen wovon eines vermutlich das abgegangene Gebäude ist. Bei kurz gemähten Gras und dem richtigen Licht kann man durchaus Gebäudereste erahnen. Die Lage des Geländes ist hervorragend. Unten an der Murr befindet sich ein kleiner Sandstrand, die Murrschlaufe kann man hervorragend für Vieh nutzen und muss dabei nur einen kurzen Zaun ziehen. Der Wüstenbach nebenan sorgt für einfachen Zugang zum Wasser.
Die LIDAR-Karte offenbart zwischen den zwei eingezeichneten Fundstellen eine bemerkenswert rechteckige Struktur. Sie liegt verborgen im Wald, abseits der landwirtschaftlich genutzten Flächen, und grenzt unmittelbar an einen steil abfallenden Hang. Mit einer Ausdehnung von etwa 30 Metern Länge und 16 Metern Breite wirkt die Form ungewöhnlich regelmäßig. Auffällig sind zwei Vertiefungen im Boden, die sich jeweils westlich und östlich innerhalb dieser Fläche befinden.

Vor Ort entsteht der Eindruck, auf einer leicht erhöhten, ebenen Plattform zu stehen – fast so, als handle es sich um die Überreste eines Gebäudes. Die Grenzen dieser Fläche sind klar erkennbar und wirken wie bewusst abgesteckt. In unmittelbarer Nähe finden sich zudem auffallend viele Steine, die sich jedoch rasch verlieren, sobald man sich von der vermuteten Struktur entfernt.
Sollte hier tatsächlich ein Teil eines römischen Gutshofes gestanden haben, so könnte er im Boden noch verhältnismäßig gut erhalten sein. Das dichte Moos und der üppige Bewuchs aus Efeu erschweren allerdings die Sicht auf mögliche Baureste wie Ziegel oder andere typische Baumaterialien.
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2 Kommentare zu „Villa Rustica, Burgstall“